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Schöner, stiller Winter

Mit den Rennsteigticket unterwegs im UNESCO Biosphärenreservat

Thüringen Rennsteig
© Andreas Riedmiller
© Andreas Riedmiller

Das UNESCO Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald liegt fast genau in der Mitte Deutschlands. Die Region ist eine wald- und wiesenreiche Hügellandschaft für Wintersportler und Naturgenießer. Ich fahre mit der Bahn vom Allgäu kommend in nur fünf Stunden zum Bahnhof Suhl. Von dort kann man mit der Buslinie 300 nach Stützerbach fahren. Wer von Norden kommt, fährt am besten nach Erfurt und mit dem Rennsteigshuttle nach Stützerbach. In der Pension "Zum Reifberg", werde ich schon erwartet. Als erstes überreicht mir Chef Jens Löser das Rennsteigticket. Damit bin ich in der Region mobil und kann alle Ausgangspunkte und Sehenswürdigkeiten kostenlos und gut erreichen.

Atemberaubende Aussichten

Fluss

Die fast 1000 Meter hohen Mittelgebirgsgipfel ragen aus dem Nebel der Niederungen heraus. Auch wenn es gerade mal nicht schneit, ist es in dieser Höhe immer noch kalt genug, um Bäume und Wälder mit Reifkristallen glitzern zu lassen. Der nahegelegene Schneekopf ist einer der schönsten Aussichtsberge. Mit dem Bus ist er von Stützerbach aus in 15 Minuten erreichbar. Von oben sieht man auf ein bewaldetes Hügelmeer, das bis zum Horizont reicht.

Wie aus dem Cockpit eines Flugzeugs blicke ich auf die Landschaft des Thüringer Waldes hinunter. Hier ist Platz für Wintersportler und für Natur. In den weitläufigen Wäldern des Biosphärenreservates sind gepflegte Loipen für Langläufer. Für Wanderer gibt es ausgedehnte, geräumte Winterwanderwege.Schneeschuhwanderer können sich einer abwechslungsreich geführten Tour anschließen. Ein geschulter Ranger vom Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald kann Aug´ und Ohr für die Natur sensibilisieren und zum Beispiel Tierspuren erklären.

Auf den Spuren Goethes

Blätter

Über Nacht hat es kräftig geschneit. Ich folge dem Tipp meines Gastgebers und mache eine Winterwanderung auf den nahegelegenen Kickelhahn. Zunächst geht es die Dorfstraße entlang durch Stützerbach in Richtung Goethemuseum. Von hier aus ist der Weg mit einem "g" in Sütterlinschrift gut gekennzeichnet.

Ansteigend geht es die Dorfstraße hoch bis zum Gasthof "Auerhahn". Von hier führt der Goetheweg zunächst in ein Tal. Bald bin ich im "Finsteren Loch" angekommen. Dies ist ein kleiner Talkessel mit einem Wasserfall. Auf einem Schild lese ich: "Hier war 1776 Rastplatz der herzoglichen Jagdgesellschaft." Dieses "nächtliche Gelage am Fuß der Felsenwand" schildert Goethe im Gedicht "Ilmenau".

Von hier aus geht es leicht ansteigend bis zum Kickelhahn, den man in zwei Stunden erreicht. Heute gibt es keine Fernsicht. Der Sturm bläst in die Äste der alten, windgeknickten Buchen, die Bäume sind dick mit Schnee- umgeben. Es glitzert wie im Eispalast.

Wildfütterung im Märchenwald

Rehe

Am Nachmittag gehe ich mit Naturfüher Mario Nöckel zur Wildfütterung. In fünfzehn Minuten fährt man mit dem RennsteigShuttle von Stützerbach zum Bahnhof Rennsteig hoch. Der sehenswerte und liebevoll restaurierte Bahnhof liegt mitten im Wald. Von hier aus sind es nur zwei Kilometer zu Fuß, bis zum Treffpunkt am Bunkermuseum.

Schneeflocken schaukeln herab und bedecken Wald und Landschaft. Mit Fernglas, Fotoapparat am Hals und Glühwein im Rucksack sind wir gut vorbereitet. Wir stapfen in den großen Spuren des Jägers durch den Winterwald. Mario führt uns zueinem selbstgebauten Beobachtungsstand. Aus der Ferne sehen wir die erste Hirschkuh. "Geht im Gänsemarsch, seid ganz still und bleibt nicht stehen, sonst ist das Wild weg", flüstert er uns zu.

Gastronomie

Bald lässt sich mehr Rotwild blicken. Die Tiere kennen das tägliche Ritual. Erst kommen die Besucher, dann gibt es Futter. Heute bringt Mario zum Nachtisch einen vollen Schubkarren Fallobst. Die Tiere kommen nahe an unser Versteck heran und beachten uns nicht. Wir erleben, wie sich wilde Tiere ohne Scheu vor unseren Augen bewegen. Im Beobachtungsstand erklärt uns Mario das Verhalten des Wildes. Nebenbei reicht er uns Hirschgeweihe und Schädelknochen zum Anfassen.

Im Märchenwald vergeht die Zeit wie im Flug. Es dunkelt langsam, wir laufen zum Bahnhof Rennsteig zurück. Abends erzähl´ ich dem Wirt von meinem erlebnisreichen Tag, nachdem er einen Teller mit zwei großen, hellen Klößen an meinen Tisch balanciert hat. Das ist die richtige Stärkung nach einem langen Wandertag.

Mobil vor Ort

Meine Tipps

Wandern Sie von Ilmenau, nach Manebach, zum Großen Hermannstein. Weiter geht es zum Goethehäuschen am Kickelhahn über das Jagdhaus Gabelbach zum Gasthaus Auerhahn und nach Stützerbach. Der ganze Weg dauert ca. sieben Stunden und ist knapp 20 Kilometer lang.

Vom Infozentrum des Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald in Schmiedefeld geht eine Tour in den verschneiten Winterwald. Dick eingemummelt geht's mit dem Guide in den glitzernden Wald. Er erklärt was die Natur im Winter macht. Welche Strategien haben Tiere und Pflanzen um den Winter zu überstehen?

Das Goethe-Museum steht direkt am Weg und ist seit 1962 öffentliche Gedenkstätte. Es zeigt wissenschaftliche Studien und gibt Einblicke in die Geschichte der Glas- und Papierherstellung. Zwischen 1776 und 1780 verweilte Goethe hier dreizehn Mal.
Weitere Informationen

Sie haben Einblicke in die Welt der Wälder, Moore, Wiesen und Bäche des Biosphärenreservats und erfahren was die UNESCO damit zu tun hat. Sie finden einen Überblick was die Naturregion zwischen Suhl, Oberhof, Frankenhain, Ilmenau, Großbreitenbach, Masserberg und Breitenbach zu bieten hat.
Weitere Informationen

Winterwald