Steinbock 2
© HENNING WERTH
© HENNING WERTH

Der Steinbock - der König der Allgäuer Hochalpen

Auf Wildlife-Exkursion mit Biologe Henning Werth

Im Felslabyrinth zwischen Geißhorn und Angerkopf leben Steinböcke. Henning: "Wenn wir Glück haben, befinden sie sich im großen Geröllkessel unterhalb des Wildengundkopf. Versprechen kann ich aber nichts."

Natur erleben im Allgäu

Alpenpanorama

Vom Rappenalptal steigen wir zur Mindelheimer Hütte auf. Nach einer Verschnaufpause geht es weiter in den Geröllkessel.

Wir haben Glück. Zwei Steinböcke bewegen sich weit oben in der Wand. Sie tanzen im Zickzack von einer Felskante zur anderen. Es ist ein tolles Erlebnis, den Tieren beim Abstieg zuzusehen. Ein dritter Steinbock erscheint auf der Bildfläche. Hintereinander ziehen sie majestätisch an uns vorbei. Dann hallt ein Pfiff aus der gegenüberliegenden Felswand. "Die Geiß kommt runter", ruft Henning und ein Schauspiel beginnt.

Zur richtigen Zeit am richtigen Platz

Steinböcke 2

Die Tiere kommen sich näher. Mit schwerem Gehörn beginnen die männlichen Steinböcke kleinere und größere Gefechte untereinander auszutragen. Sie bäumen sich auf und prallen mit den Schädeln krachend aufeinander. Ist es Imponiergehabe oder probieren sie spielerisch aus, wer der Stärkste im Revier ist? Ernst sind diese Kämpfe noch nicht. Die Böcke sind das ganze Jahr über getrennt von den Geißen. Nur im Dezember zur Brunftzeit treffen sie aufeinander. Dann finden heftige Ritualkämpfe um die Gunst der Weibchen statt. Nach gegenseitigem "beschnuppern" und kleineren Showkämpfen ziehen sich die Tiere wieder in höhere Regionen zurück.

Steinböcke wären beinahe ausgestorben

Steinbock

Wilderer jagten den Steinbock. Das führte fast zum Aussterben dieser mystifizierten Tierart. König Vittorio Emanuele III. ist es zu verdanken, dass der Alpensteinbock heute noch lebt. 1856 erklärte er das Gebiet um den Grand Paradiso zum königlichen Jagdrevier und sorgte dafür, dass die letzten fünfzig Exemplare im Nationalpark überleben konnten. Er ließ die letzten Steinböcke sogar bewachen.

Hartes Leben im Winter

Steinböcke

Steinböcke steigen auch im strengsten Winter nicht ins Tal. Vermutlich sagt ihnen ihr Instinkt, dass die Lawinengefahr ganz oben geringer ist. Hier sind Gräser und Kräuter zu finden. Mit ihren Hufen scharren sie Polster der immergrünen Silberwurz aus dem Schnee. Im Windschatten der Felswände harren sie aus, bis es Frühling wird. Nach fünf bis sechs Monaten Tragezeit kommen im Mai ihre Jungen zur Welt.

Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen

Adler und Dohle

Mit mehr als 200 Quadratkilometern sind die Allgäuer Hochalpen eines der größten Naturschutzgebiete in Deutschland. Außer Steinböcken sind uns noch andere Alpenbewohner begegnet. Am Himmel sahen wir ein Adlerpaar schweben. Schneesperlinge flatterten vorüber und Bergdohlen kamen näher um Futter zu betteln. Gämsen ästen auf einem Felsvorsprung. In der Abenddämmerung kam das Rotwild aus der Deckung des Bergwaldes. Nur der Bartgeier, den Henning hier manchmal sieht, hat sich uns heute nicht gezeigt.

Mobil vor Ort

Meine Tipps

Vom Rappenalptal geht es zur Mindelheimer Hütte. Im Felslabyrinth dahinter sind die Steinböcke Zuhause. Die Steinböcke leben im Hochgebirge. Gutes Schuhwerk und Bergerfahrung ist für diese Tour nötig. Die Anreise erfolgt mit dem Fernverkehr zum Bahnhof Oberstdorf. Von hier aus fährt man am besten mit dem E-Bike die lange Forststraße hinauf bis in das hintere Rappenalptal. Dort beginnt der Aufstieg.

Die geführte Wanderung ins Reich der Steinadler ist ein besonderes Erlebnis für Familien mit Kindern. Von der Adlerhütte im Hintersteiner Tal kann man mit dem Fernglas direkt in die Kinderstube des Steinadlers blicken. Fernglas und Fotoapparat nicht vergessen! Die Anreise erfolgt mit der Bahn nach Sonthofen. Dann umsteigen in den Bus nach Bad Hindelang. Am BadHindelanger Busbahnhof weiter mit dem Bus nach Hinterstein. Am Parkplatz "Auf der Höh" startet kurz nach10 Uhr der Bus zum Giebelhaus. Wer die Gästekarte "Bad-Hindelang-PLUS" besitzt, fährt mit dem privaten Tälerbus kostenlos ins Naturschutzgebiet und im ganzen Gemeindegebiet während des gesamten Aufenthaltes.

Das Naturerlebniszentrum in Bühl am Alpsee ist einen Besuch wert. Hier sind Ausstellungsräume zu besichtigen und für Kinder finden Ferienprogramme statt. Anfahrt mit dem Zug bis zum Bahnhof Immenstadt. Von hier weiter mit dem Bus in Richtung Oberstaufen fahren. An der Haltestelle B 309 oder Bühl am Gästeamt aussteigen.

Wanderer in den Alpen